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![]() XI. Schmelzung des Platins im Focus der Düse eines Eisenhohofens auf Retortenkohks-Unterlage; von Carl Aubel, Ingenieur.Hr. W. Heraeus in Hanau sucht in diesem Journal Bd. CLXVII S. 132 darzuthun, daß die von mir mittelst Holzkohlen und atmosphärischer Luft in dem Focus der Düse eines Eisenhohofens auf Retortenkohks-Unterlage |29| I. Hr. Professor Wöhler bemerkt hierüber schon in seinem Grundriß der Chemie in der sechsten Auflage von 1840 S. 158: II. In dem ausführlichen Lehrbuch der Chemie von Graham-Otto, 1855, dritte Abtheilung S. 823, wird Folgendes erwähnt: a) Kohlenstoff-Platin. ![]() Hiermit ist aber durchaus noch nicht die Existenz eines Kohlenstoff-Platins bei einem Temperaturgrad, welcher der Schmelzhitze des reinen Platins gleichkommt, erwiesen! – Zeise vielmehr erwähnt, b) Kieselplatin.Man glaubte früher, daß das Platin beim Glühen zwischen Kohlen sich durch Aufnahme von Kohlenstoff in sprödes krystallinisches und schmelzbares Kohlenstoff-Platin umändere, aber Berzelius schon erkannte, daß sich unter diesen Umständen Kieselplatin bildet, indem die Kieselsäure der Asche durch die vereinigte Wirkung der Kohle und des Platins reducirt wird. Daher die Regel, daß man die Platintiegel niemals direct in Kohlenfeuer stellen darf. Reducirt man im Platintiegel Kiesel aus Kieselfluorkalium durch Kalium, so wird das Platin, da wo das Kalium liegt, kieselhaltig und dadurch spröde und hart. III. Berzelius führt9) über Kieselplatin Folgendes an: In eben citirtem Lehrbuch der Chemie von Berzelius findet sich auch S. 474 ein Artikel über Kohlenplatin, welcher aber im Wesentlichen |31| IV. Nach Chenevix läßt sich zwar auch Platin in Berührung mit Kohle im Essenfeuer schmelzen; Gmelin bemerkt aber in seinem Handbuch der Chemie, 1844, Bd. III S. 727: daß das Platin hierbei nicht sowohl Kohle, als vielmehr Silicium aufzunehmen scheint, und Wetter auf S. 761 über Silicium-Platin: daß das Platin zwischen Kohlenpulver, nicht zwischen Lampenruß, im starken Essenfeuer schmelzbar sey, wobei es aus der Kohle 1/2 Procent Silicium aufnehme. Wenn nun schon aus dem Angeführten deutlich hervorgeht, daß wir es hier gar nicht mit Erstens steht ein Gehalt an Silicium in der Retorten- oder Gaskohle, dem Zersetzungsproduct von Kohlenwasserstoffgasen durch sehr hohe Temperatur, gar nicht zu vermuthen. In dem Lehrbuch der Chemie von Graham-Otto, 1855, erste Abtheilung S. 648, wird angeführt, Zweitens wandte ich, wie in meiner vorerwähnten anderen Abhandlung über das Raschette'sche Schachtofensystem nachzulesen ist, bei meinen weiteren Schmelzversuchen (die ich, wie aus der von Nischne Tagilsk im December 1861 datirten und in diesem Journal veröffentlichten Arbeit hervorgeht, noch nicht beendet hatte), um jeden ungünstigen Einfluß der Gaskohle auf das Platin zu verhindern, kleine äußerst dünne Einsätze von reinem Aetzkalk an. Obgleich ich hierbei die Erfahrung machte, daß derselbe bei der äußerst hohen Temperatur nur durch den innigen Contact der Kohle öfters eine Reduction zu Calcium erlitt, so wurde dadurch doch unbedingt die Bildung von Kieselplatin (da sich leicht kieselsaurer Kalk bilden konnte) verhindert, und somit konnte ich selbst, ohne für meine Schmelzproben einen nachtheiligen Einfluß befürchten zu müssen, die mir |32| Selbstverständlich ersetzte ich in diesen Fällen das von mir früher in diesem Journal angegebene Lutum für die Schmelzpröbchen mit Kohks- oder Kalkstöpfchen. Drittens muß ich als weiteren Grund für die Unmöglichkeit einer Bildung von Kieselplatin anführen: daß sich die Schmelzpröbchen selbst nach mehrmaligem Gebrauch, da sie während der Exposition dicht verschlossen waren, kaum merklich erweitert hatten, so daß ein vorher erhaltener Platinregulus, nachdem dieselbe Oeffnung zu mehreren anderen Proben gedient hatte, wieder genau in dieselbe hineinpaßte.12) Viertens gelang es mir zwar beim stärksten Essenfeuer auch, auf der von mir zu meinen Versuchen angewandten Retortenkohle (jedoch ohne Kalkeinsätze) geringe Quantitäten Platin in gefrittetem Zustand zu erhalten; hierdurch ist aber durchaus noch nicht eine Verbindung des Platins mit Kohlenstoff oder Silicium nachgewiesen, und möchte hieraus vielmehr nur vorhanden gewesene Schweißhitze gefolgert werden können, denn hätte die Unterlage gemeinsame Eigenschaften mit dem Kohlentiegel des Hrn. Heraeus gehabt, so hätte doch unbedingt auch rasch und ohne Schwierigkeiten eine Schmelzung erfolgen müssen. Fünftens. Die specifischen Gewichtsbestimmungen meiner auf beschriebene Weise dargestellten Platinreguli ergaben im Mittel 21,08, während die Dichtigkeit des Silicium-Platins nach Gmelin bis auf 17,5 sinkt.13) Sechstens. Das auf angegebene Weise von mir geschmolzene Platin löst sich leicht in Königswasser auf, während sich Silicium-Platin14) dabei mit einer sehr dichten Kieselkruste überzieht, die den Zutritt der Säure verhindert. Man muß es von Zeit zu Zeit herausnehmen und die Kieselkruste davon mechanisch entfernen. Siebentens spricht schließlich als entscheidender Beweis für die Reinheit meiner auf diese Weise hergestellten Platinreguli, wie ich ebenfalls auf S. 56 meiner Abhandlung über das Raschette'sche Schachtofen-System |33| Ob die Erscheinung des Spratzens beim Platin nur allein wie beim Silber durch Absorption von Sauerstoff und resp. durch nachherige Abgabe desselben herbeigeführt wird, wie Hr. Heraeus nach Deville's Ansicht annimmt, bezweifle ich, da ich diese Erscheinung nur dann wahrnahm, wenn bei einer eben aus dem Ofen genommenen Probe rasch mit Hülfe der Zange das Kohksstöpfchen, welches das Schmelzgrübchen bedeckte, entfernt wurde, wo also nur durch plötzliche Erkaltung und hierdurch veranlaßte Contraction der Oberfläche die im Inneren noch flüssigen Theile gleichsam herausgepreßt wurden. – Hr. Saint-Claire Deville bemerkt hierüber: Hr. Heraeus sucht am Schluß des Artikels seine Ansicht: Was schließlich die von Hrn. Heraeus bezweifelte Verflüchtigung des Platins anlangt, so habe ich dieselbe allerdings nicht direct beobachten |34| Im Uebrigen scheint diese Beobachtung nichts Neues zu seyn, denn Saint-Claire Deville, der Schöpfer der neuen Platin-Schmelzmethode und somit deren Industrie, führt auf S. 37 seiner Abhandlung an: Wenn gleich ich in meiner früheren Abhandlung in diesem Journal das Temperatur-Maximum in dem Focus der Düse eines Eisenhohofens mit dem durch das Knallgasgebläse, resp. bei Anwendung von Sauerstoffgas einerseits und Leuchtgas andererseits, unter dem bisher beobachteten Verfahren, erreichten Temperaturgrad verglichen habe, so basirt sich dieses eben darauf, daß ich durch directe Versuche als der Erste nachgewiesen habe: daß bei der Verbrennung von Kohlenstoff grade aufgehend zu Kohlensäure und unter den, in einem Eisenhohofen obwaltenden günstigen Verhältnissen17) die wahre Schmelzhitze des Platins zu erreichen steht. Weit entfernt jedoch behaupten zu wollen, daß hierdurch weiter auch ein solcher Temperaturgrad zu erreichen stehe, der unter günstigen Umständen im |35| München, den 15. Februar 1863. |29| S. meine Abhandlung: |29| Unstreitig Holzkohle. |30| S. Journal für praktische Chemie. 1840, Bd. XX S. 209. |30| S. dessen Lehrbuch der Chemie, 1844, Bd. II S. 475. |31| Man vergleiche Journal für praktische Chemie, 1842, Bd. XXVI S. 483. |32| S. Lehrbuch der Chemie von Graham-Otto, 1855, erste Abtheil. S. 648. |32| In Graham-Otto's Lehrbuch der Chemie, erste Abtheilung S. 647, ist bemerkt: |32| S. dessen Handbuch der Chemie, 1844, Bd. III S. 761. |32| S. Berzelius' Lehrbuch der Chemie, 1844, Bd. II S. 475. |33| Daß die Retortenkohle keinen ungünstigen Einfluß auf das Platin ausübt, möchte ferner daraus hervorgehen, daß sich Saint-Claire Deville derselben zu Gießformen für selbst Quantitäten über 11 Kilogr. Platin bediente, und weiter anführt, |34| Jedoch solches Platin, welches dem Magnet nicht folgsam war. Wenn gleich die Analyse des zu Nischne Tagilsk gewonnenen Platins nach Saint-Claire Deville im Durchschnitt 9,40 Proc. Eisengehalt nachweist, so zeigt sich derselbe dennoch bei einzelnen von mir untersuchten Körnern oder Stückchen um mehrere Procente höher; mir gelang es, von dem auf einigen Wäschen gewonnenen Platin mittelst des Magnets öfters den sechsten bis siebenten Theil auf diese Weise mechanisch herauszuziehen, und es wundert mich, daß Hr. Saint-Claire Deville, welcher größere Quantitäten dieses Materials verarbeitete, hierauf nicht aufmerksam macht, da doch eine solche vorherige Trennung sicher auf die folgenden Operationen von Einfluß seyn muß. Selbst zwischen den zuweilen vorkommenden gediegenen Stücken Platin, sogen. Samorodki, fand ich solche von über 31 Gramme Schwere, welche nicht die geringste Einwirkung auf die Magnetnadel zeigten und wieder andere circa 4 Grm. schwer, die nicht nur selbst stark magnetisch waren, so daß sie oft mehr als ihr gleiches Gewicht Eisen oder Stahl anzogen, sondern sich auch in ausgezeichnetem Grade polarisch-magnetisch zeigten. Beide Varietäten dieses Platinmetalls unterscheiden sich schon durch ihre äußere, im ersteren Falle, die dem reinen Platin zukommende stahlgraue, im letzteren Falle, die mehr dunkelgraue Färbung. |34|
Ueber diese werde ich, auf Grund meiner mit Hrn. C. Schinz genommenen Rücksprache, noch nähere Berechnungen in diesem Journale liefern. |
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