Dieses Projekt wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und präsentiert von der Sächsischen Landesbibliothek — Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und der Humboldt-Universität zu Berlin.
![]() Eine wichtige Erfindung im Clavierbau.Mehr als 25 Jahre lang beherrschte das Erard'sche System, bestehend in der Construction eines Flügels mit Eisenstangen und Anhängeplatten nebst der ebenfalls von ihm construirten sogenannten Repetitionsmechanik, den Markt. Diesen Flügel copirten alle europäischen wie amerikanischen Fabrikanten mit mehr oder minder verständigen Veränderungen. Derselbe war gegen die älteren englischen Flügel mit ihrer primitiven Mechanik, wie gegen die deutschen mit ihren auf den Tasten beweglichen Hämmern ein wirklicher Fortschritt; in dieser Bauart, die sehr bald allgemein mustergültig war, wurde Erard selbst bis 1859 von Niemanden übertroffen. Im Jahr 1859 wurde der Firma Steinway und Söhne in den Vereinigten Staaten eine neue Construction der Flügel patentirt, welche 1860 von Steinweg in Braunschweig gebaut und 1861 bereits von Hrn. v. Bülow in Concerten benützt wurden, auch in London 1862 bei Jury und Publicum gleich große Sensation machten. Bei den bisherigen geradsaitigen Flügeln erhielt nämlich die Saite, in gleicher Richtung mit dem Hammerschlag liegend, nur eine auf- und niedergehende Bewegung; da der Hammer aber, von einer feststehenden Achse ausgehend, an seinem Kopf einen Bogen macht, so gieng selbst an dieser Action ein großer Theil Kraft verloren. Diesen Uebelstand zu vermeiden, construirte Henry Steinway die Lage der Saiten so, daß der Discant, welcher erfahrungsgemäß durch Rotirung der Saiten ein Verhältnißmäßiges an Ton verliert, die mit dem Hammerschlag gerade laufenden Saiten behält, daß aber gegen die Mitte und den Baß zu eine langsame Drehung über die Richtung des Hammerschlags beginnt, und daß, wo der Raum der Form halber aufhört, die Saiten unter demselben Winkel von links nach rechts zu liegen kommen (denn den meisten Ton erhält man stets in Mitte des Resonanzbodens). Durch dieses Verfahren wurden die Stege in die Mitte des Bodens gerückt, die den früheren Flügeln fehlende Biegsamkeit und Modulationsfähigkeit erzielt, und endlich eine viel größere Saitenlänge sowie ein breiterer Raum zwischen den Chören gewonnen. Dieser wichtigen Verbesserung verdanken nicht nur Steinweg's Flügel, sondern auch dessen Pianinos, auf welche dieselbe ebenfalls angewandt wurde, den großen Erfolg den sie erst kürzlich wieder bei der Karlsruher Tonkünstlerversammlung davon trugen. L. Stark. (Beilage zur Allg. Zeitung vom 18. December 1864.) |
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