Dieses Projekt wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und präsentiert von der Sächsischen Landesbibliothek — Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und der Humboldt-Universität zu Berlin.
![]() CXIX. Das aptirte Zündnadelgewehr.Aus der allgemeinen Militär-Zeitung, 1870, Nr. 16.In der (in Darmstadt erscheinenden) Diese Versuche sind nunmehr beendigt und ihr Ergebniß hat die Sanction Sr. Majestät des Königs von Preußen erhalten. Hiernach erfahren die Waffen und die Munition folgende Abänderungen: Die Luftkammer, in welcher das Nadelrohr sitzt, wird – nachdem das letztere, soweit es in dieselbe reicht, abgeschnitten worden – durch einen Cylinder vollständig ausgefüllt. Dieser Cylinder erhält in seiner Achse die Bohrung für die verlängerte Zündnadel, reicht bis zu der Fläche in welcher sich der Kammermund an den Rohrmund anschließt, und ist in dieser Lage festgelöthet. Der gasdichte Abschluß wird durch eine Buffervorrichtung, analog dem Chassepot-Gummiring mit Stahlplatte hergestellt. Da nunmehr durch diese Aptirung ein festes Anpressen des Rohr- und Kammermundes zum Zweck des Gasabschlusses nicht mehr erforderlich ist, so fallen auch die beiden schiefen Flächen der Hülse und der Kammerwarze und damit ebenfalls das feste Zuschlagen der Kammer weg. Die Kammer ist zum Verschließen der Waffe einfach nur vorzuschieben und leicht umzulegen, so daß für diese Handhabung ein Griff, also Zeit und Kraft erspart ist. Die Patrone erhält ein um rund zehn Gramme erleichtertes Langblei – 21 Grm. gegenüber 31 Grm. des alten Geschosses – und den verstärkten Zündspiegel (beide analog den |427| Die ballistische Leistung der aptirten Waffe wird wesentlich erhöht durch eine bedeutendere Rasanz der Bahn, den schwächsten Punkt der gegenwärtigen Waffe. Die Gewichtsverhältnisse des Geschosses gegenüber dem Gewichte der Ladung und der Waffe haben sich zu Gunsten der Grundlage der rasanten Bahnen, nämlich der großen fortschreitenden Bewegung, wesentlich verbessert, während die Belastung der Einheitsfläche des Querschnittes etwas geringer geworden ist. Die Ladung beträgt zum wachsenden Vortheil der Leistung 25 Procent des Geschoßgewichtes, – ein enormer Betrag, wie er für die Rundkugel früher gültig war. Die Waffe ist 250 mal schwerer als das Geschoß. Die Einheitsfläche des Querschnittes von 113 Quadratmillimeter ist dagegen nur mit 0,19 Grm. Blei belastet. Die relativ sehr bedeutende Ladung begründet sonach eine große Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses, welche noch durch den Umstand erhöht wird, daß das Geschoß nur einen sehr geringen Betrag des Gewichtes der Waffe repräsentirt (1/250). Eine weitere Steigerung dieser günstigen Verhältnisse findet nicht statt, weil das relativ leichte Geschoß nicht genug Blei auf den Quadratmillimeter des Querschnittes bringt. Ein Ausnutzen, besseres Verwerthen der durch die bedeutende Ladung begründeten und die relativ schwere Waffe erhöhten Geschwindigkeit ist somit nicht der Fall. Bei der gegenwärtigen Munition hat die Einheitsfläche des Querschnittes von 146,36 Quadratmillimeter die bedeutendere Belastung von 0,213 Grm. Blei. Die Gewichtsverhältnisse des Geschosses zu dem Gewicht der Ladung wie der Waffe waren entschieden geringer, indem die Ladung nur 16 Procent des Geschoßgewichtes und die Waffe nur 160 Geschosse repräsentirte. Die Einzelleistung der Waffe erfährt durch die umgestaltete Munition nach dem Vorstehenden eine erhebliche Steigerung, ebenso wie die Gesammtleistung |428| Der Gebrauch der Waffe ist für den Schützen und seine Resultate angenehmer geworden, weil bei der nun relativ so bedeutend schweren Waffe (250 Geschosse) von einem Rückstoß wohl kaum mehr die Rede seyn kann, da sich die Arbeitsleistung der Gase im umgekehrten Verhältniß der Gewichte auf Geschoß und Waffe vertheilt. Die demnächst zu erzielenden ballistischen Leistungen der Waffe werden die Ansichten des Majors v. Ploennies, welche er über die Resultate einer Zündnadelmunition, wie sie nunmehr heute geschaffen werden soll, bereits im Jahre 1865 in seinem Werke über ![]() Die erste deutsche Hinterladungswaffe, welche im Jahr 1841 schon als Bewaffnung der Infanterie für kriegstauglich erkannt wurde, tritt somit in ihre dritte Phase und wird auch in dieser wie seither ihren langbewährten und erprobten Ruf zu bewahren wissen. |
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