Dieses Projekt wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und präsentiert von der Sächsischen Landesbibliothek — Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und der Humboldt-Universität zu Berlin.
![]() Doppelt-schwefligsaures Natron als Antichlor bei Bleichprocessen; von Dr. Theodor Schuchardt in Görlitz; (preuß. Schlesien.)Von einem großen Theil der Industriellen ist bisher noch nicht die genügende Beachtung den nachtheiligen Folgen zugewendet worden, welche verursacht werden durch die Anwendung des unter dem Namen Antichlor bekannten unterschwefligsauren Natrons, dazu dienend, den mittelst Chlor gebleichten Stoffen – Stroh, Holzmasse, Papier, Lumpen, Gespinnste und Gewebe aus Jute, Hanf, Leinen, Baumwolle – das in denselben zurückgebliebene Chlor zu entziehen; die nachtheiligste Folge ist bekanntlich die unläugbar stattfindende Ausscheidung von Schwefel in Gestalt eines äußerst zarten gelblichweißen Pulvers in feinster Zertheilung, welcher sich in den Poren der gebleichten Stoffe so festsetzt, daß es fast unmöglich ist, denselben auf mechanischem Wege durch Waschen zu entfernen. In dieser äußerst feinen Zertheilung muß sich derselbe auf der Faser, sowie auch innerhalb der Papiermasse allmählich an der Luft durch Aufnahme von Sauerstoff zu schwefliger Säure und nothwendig nach und nach zu Schwefelsäure oxydiren, hierdurch also die Haltbarkeit und Anwendbarkeit der Gespinnste und Gewebe ganz wesentlich beeinträchtigen. In der Papierfabrication muß die naturgemäße Folge hiervon die sein, daß ein aus solcher Papiermasse gefertigtes Papier brüchig wird, Schreibpapier für die gewöhnliche schwarze Eisentinte untauglich ist, weil die Schriftzüge verbleichen müssen. Diese Uebelstände können durch Anwendung des doppelt-schwefligsauren Natrons (Bisulfit) von Seiten der intelligenten Fabrikanten sofort gehoben werden. Beim Gebrauch dieses Salzes ist eine Ausscheidung von Schwefel ganz unmöglich. Man hatte bisher zu gleichem Zweck mit gutem Erfolg das einfach-schwefligsaure Natron verwendet. Der große Vortheil des doppelt-schwefligsauren Natrons gegen das einfache besteht darin, daß bei Anwendung gleicher Gewichtsmengen derselben aus dem doppelt-schwefligsauren Salz ein weit größeres Quantum schwefliger Säure entwickelt wird und zur Wirkung kommt, als es bei dem einfachen Salz der Fall seyn kann. Man ist deßhalb in der Lage, bei Anwendung des doppelt-schwefligsauren Salzes größere Mengen der in Arbeit genommenen Waaren in kürzerer Zeit von |155| Ich bin in der Lage, das reine doppelt-schwefligsaure Natron mit 50 Procent schwefliger Säure in Gestalt eines weißen trockenen Salzes in den größten Mengen zu liefern und zwar zu so niedrigem Preise, daß die Anwendung sowohl des unterschwefligsauren, als auch des einfach-schwefligsauren Natrons als ganz unvortheilhaft sich herausgestellt hat, und empfehle daher mein doppelt-schwefligsaures Natron der Aufmerksamkeit der HHrn. Industriellen. Die ganz vorzügliche Wirksamkeit einer mit Schwefelsäure angesäuerten Lösung des doppelt-schwefligsauren Natrons in den Etablissements zum Bleichen, Waschen der Wolle (ungesponnene Wolle, Streichgarn, Kammgarn, Gewebe aller Art) setze ich als bekannt voraus. Wollengarne und Wollengewebe, mittelst Bisulfit gewaschen und gebleicht, erhalten in der Färberei die höchstmögliche Schönheit, Lebhaftigkeit und Glanz der Farben, welche zu erreichen sind. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1873, Nr. 12.) |
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