Dieses Projekt wird gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und präsentiert von der Sächsischen Landesbibliothek — Staats- und Universitätsbibliothek Dresden und der Humboldt-Universität zu Berlin.
![]() Statistik. |
Kl. | 63. | Sattlerei, Wagenbau und Fahrräder | 515 |
„ | 21. | Elektrische Apparate und Maschinen | 208 |
Kl. | 26. | Gasbereitung und Beleuchtung | 73 |
„ | 47. | Maschinenelemente | 72 |
„ | 52. | Nähmaschinen | 52 |
„ | 8. | Bleichen | 44 |
„ | 76. | Spinnerei | 32 |
„ | 86. | Weberei | 32 |
Den Hauptantheil hieran hat ersichtlich die Fahrrad- und verwandte Industrie, welche an dem diesjährigen Mehr mit 27 bis 28 Proc. betheiligt ist und sich vom Jahre 1892 mit 405 Anmeldungen zu 1897 im J. 1897 aufgeschwungen hat.
Gegenüber der aufsteigenden Richtung der Anmeldungen zeigen die Bekanntmachungen und die Patentertheilungen die absteigende Tendenz, und zwar gegenüber dem Ausgangsjahre 1892 um 14 bezieh. 8 Proc. Die absolute Zahl war 6205 im J. 1896 und 5925 im J. 1897. Insgesammt sind von den 222046 seit 1877 angemeldeten Erfindungen nur 106 683 zur Auslegung gelangt, während nur 96190 zur endgültigen Patentertheilung führten, so dass noch 5468 Anmeldungen nach der Bekanntmachung der Zurückweisung auf Grund von Einsprüchen u. dgl. verfielen.
Die Zahl der in den Jahren 1896 und 1897 ertheilten Patente war die gleiche, nämlich 5410; während jedoch 1896 noch 228 bekannt gemachte Anmeldungen der nachträglichen Zurückweisung verfielen, ging diese Zahl 1897 auf 193 zurück.
In diesen Zahlen macht sich die Prüfungsarbeit des Patentamtes bemerkbar, so dass die Annahme berechtigt ist, dass die wirklich zur Ertheilung gelangenden Patente eine gewisse Unanfechtbarkeit ihres Erfindungscharakters besitzen und unter diesem Gesichtspunkte auch eine wesentliche technische Bedeutung besitzen. Ueber die Anfechtungen dieser ertheilten Patente wird weiter unten berichtet werden.
Die Zahl der in Kraft stehenden Patente hat stetig zugenommen, am Schlusse des Jahres 1897 das neunzehnte Tausend überschritten (19334) und weist gegenüber den Jahren 1892 und 1893 einen Zuwachs von 22 bezieh. 12 Proc. auf.
Insgesammt sind seit der Geltung des deutschen Patentgesetzes in den 20 verflossenen Jahren 96190 Patente ertheilt. Das laufende Jahr wird die Zahl auf mehr denn 100000 erhöhen. Nahezu 80 Proc. der ertheilten Patente sind bereits abgelaufen oder erloschen.
69 Patente sind nach ihrem Erlöschen noch für nichtig erklärt, insgesammt sind 374 Patente ganz vernichtet und 40 ganz zurückgenommen worden. Danach kommen auf je 258 ertheilte Patente 1 vernichtetes und auf je 2346 ertheilte Patente 1 zurückgenommenes Patent.
Aus der folgenden Zusammenstellung über die Betheiligung der einzelnen Industriezweige an der Erfindungsthätigkeit lässt sich erkennen, dass eine ausserordentliche Regellosigkeit herrscht, deren Ursache aber wohl zumeist in dem Grade der jeweiligen gewerblichen Thätigkeit liegt.
Betheiligung einzelner Industriezweige an der Erfindungsthätigkeit.
Industriezweig |
Patent- | Er- theilungen |
Löschungen |
|||
Anmeldungen | Ertheilungen | |||||
1896 | 1897 | 1896 | 1897 | von 1877 bis 1897 | ||
1) Bergbau und Hüttenwesen (Kl. 1, 5, 18, 40) | 199 | 229 | 88 | 98 | 2129 | 1716 |
2) Metallbearbeitung (Kl. 7, 31, 48, 49, 67, 68, 69, 87) | 1003 | 1126 | 402 | 405 | 7164 | 5663 |
3) Kraftmaschinen, Dampfkessel und Regulatoren, Maschinen- elemente (Kl. 13, 14, 46, 47, 60, 88) |
1307 |
1437 |
341 |
392 |
8800 |
7313 |
4) Bekleidungsindustrie (Kl. 3, 8, 25, 29, 41, 52, 71, 76, 86) | 1247 | 1428 | 497 | 470 | 8224 | 6525 |
5) Nahrungs- und Genussmittel (Kl. 2, 6, 17, 23, 50, 53, 66, 79, 89) | 979 | 766 | 317 | 247 | 5910 | 4951 |
6) Hochbau, Heizung und Beleuchtung (Kl. 4, 10, 26, 27, 36, 37) | 1458 | 1598 | 289 | 316 | 6253 | 5216 |
7) Chemische Industrie (Kl. 12, 16, 22, 62, 75, 78) | 974 | 987 | 424 | 430 | 5208 | 2720 |
8) Vervielfältigende Kunst, Schreib- und Zeichengeräthe (Kl. 11, 15, 57, 70) |
644 |
666 |
229 |
214 |
3944 |
3310 |
9) Papiererzeugung (Kl. 54, 55) | 242 | 260 | 118 | 113 | 1579 | 1168 |
10) Beförderungsmittel (Kl. 19, 20, 56, 63, 65, 81) | 2465 | 3839 | 529 | 944 | 11041 | 8750 |
11) Elektrotechnik (Kl. 21) | 723 | 931 | 211 | 230 | 3557 | 2691 |
12) Gesundheitspflege (Kl. 30) | 331 | 370 | 137 | 97 | 1428 | 1132 |
13) Thon- und Glasindustrie (Kl. 32, 80) | 392 | 473 | 122 | 105 | 1935 | 1499 |
14) Instrumente und Uhren (Kl. 42, 83) | 586 | 670 | 274 | 227 | 4752 | 4021 |
15) Landwirtschaft (Kl. 45) | 503 | 493 | 188 | 166 | 3488 | 2929 |
16) Haus- und Handgeräthe (Kl. 33, 34, 44) | 1036 | 1021 | 285 | 293 | 5901 | 5208 |
17) Holzindustrie (Kl. 38, 39, 43) | 257 | 281 | 73 | 90 | 1923 | 1591 |
18) Musikalische Instrumente (Kl. 51) | 196 | 208 | 96 | 84 | 1789 | 1542 |
19) Wasserhebung (Kl. 59) | 107 | 96 | 38 | 33 | 856 | 728 |
20) Schusswaffen (Kl. 72) | 210 | 199 | 121 | 116 | 1850 | 1397 |
21) Wasserbau und Wasserleitung (Kl. 84, 85) | 231 | 237 | 83 | 89 | 1573 | 1271 |
22) Schankgeräthschaften (Kl. 64) | 390 | 421 | 75 | 96 | 2026 | 1757 |
23) Feuerungsanlagen (Kl. 24) | 261 | 324 | 141 | 105 | 1179 | 806 |
24) Sport (Kl. 77) | 257 | 99 | 256 | 82 | 1648 | 1448 |
Die einzelnen Klassen, namentlich diejenigen, in welchen die Anmeldungen weniger zahlreich sind, zeigen eine weit günstigere Verhältnisszahl als der Gesammtdurchschnitt. Am günstigsten ist das Verhältniss in der Klasse Soda und chemische Grossindustrie (75), wo in steigender Richtung das letzte Jahr einen Satz von 58 Ertheilungen auf 100 Anmeldungen zeigt. Am ungünstigsten stellt sich das Verhältniss mit 12,6 Proc. in der Kl. 26 (Gasbereitung und -beleuchtung).
Insgesammt betrachtet weist die Kl. 34 (Hauswirthschaftliche Geräthe) die grösste Zahl der Anmeldungen seit 1877 auf, nämlich 10419, noch sechs andere Klassen: 20 Eisenbahnbetrieb, 21 Elektrische Apparate und Maschinen, 42 Instrumente, 45 Land- und Forstwirthschaft, 47 Maschinenelemente und 63 Sattlerei, Wagenbau und Fahrräder, haben je mehr als 7000 Anmeldungen. Ihnen gegenüber stehen drei Klassen mit weniger als insgesammt je 200 Anmeldungen: 43 Korbflechterei, 62 Salinenwesen und 73 Seilerei.
Der Werth und die Bedeutung der ertheilten Patente lässt sich zwar keineswegs immer, aber doch bis zu einem gewissen Maasse aus ihrer Dauer ermessen. Die Höhe der Zahl der erfolgten Löschungen der ertheilten Patente gibt daher einen gewissen Anhalt für die Bewerthung der einzelnen Patentrechte. Je höher der Procentsatz der am Schlusse des Jahres 1897 noch in Kraft gebliebenen Patente in den einzelnen Klassen ist, für um so bedeutender in wirthschaftlicher Hinsicht werden regelmässig die darin ertheilten Patente erachtet werden müssen. Diese Regel wird naturgemäss durch eine Reihe von Factoren |157| in einzelnen Klassen aufgehoben oder beeinflusst werden, im Allgemeinen wird sie aber gelten dürfen. Bei der hiernach aufgestellten Berechnung ergibt sich, dass die grösste Zahl der am Schlusse des Jahres 1897 in Kraft befindlichen Patente die Kl. 22 (Farbstoffe) aufweist, nämlich fast 58 Proc., die geringste die Kl. 87 (Werkzeuge), 5,7 Proc. Der allgemeine Durchschnitt beträgt 20,1 Proc.
Zur Vergleichung seien hier noch die Berechnungen für einzelne Klassen geboten: Kl. 12 (Chemische Verfahren und Apparate) 49,9 Proc. Nur die der Chemischen Industrie zugehörigen Kl. 12 und 22 weisen diese hohen Zahlen auf. Die nächst hohen Kl. 53 (Nahrungsmittel) und 24 (Feuerungsanlagen) machen sofort einen starken Sprung nach unten mit 32,6 und 31,6 Proc.
Uebersicht über die ertheilten und noch nicht erloschenen Patente nach der Dauer ihres Bestehens.
An ertheilten und noch nicht erloschenen Pa- tenten waren vorhanden |
Davon befinden sich im Schutzjahre | ||||||||||||||
1. |
2. |
3. |
4. |
5. |
6. |
7. |
8. |
9. |
10. |
11. |
12. |
13. |
14. |
15. |
|
Ende 1897 Anzahl 19334 |
966 |
4146 |
3399 |
2647 |
2024 |
1644 |
1221 |
883 |
670 |
437 |
345 |
304 |
263 |
208 |
177 |
Die vorstehende Uebersicht lässt erkennen, im wie vielten Schutzjahre sich die am Schlusse des Jahres 1897 noch in Kraft stehenden Patente befinden. Es wird dadurch die bekannte Thatsache bestätigt, dass nur der kleinere Theil der Patentrechte das vierte Jahr überdauert, in dem Berichtsjahre 8176 oder 42 Proc. Das achte Jahr haben nur 3287 oder 17 Proc. erreicht.
Beschwerde-Statistik.
Im J. 1896 waren 2022 Beschwerden erhoben (§ 26 des Pat.-Ges.), hiervon gelangten aber nur 1923 zur geschäftlichen Behandlung, da der Rest wegen Nichtzahlung der Gebühren keinen Verfolg fand oder förmlich zurückgezogen wurde. Nun befanden sich am Jahresschlusse noch 55 Beschwerden im Geschäftsgange, so dass 1868 erledigt worden sind. Von diesen wurden 1534 vor Bekanntmachung der Anmeldung erhoben und 334 nach der Bekanntmachung. Es wurden hiervon 500 Beschwerden ganz oder theilweise anerkannt, 1301 zurückgewiesen, 34 in die Vorinstanz zurückverwiesen. Von allen Beschwerden führten somit rund 70 Proc. zur Abweisung.
Die Statistik gibt noch eine Uebersicht über die in den einzelnen Patentklassen erhobenen Beschwerden, ohne jedoch auf den Erfolg im Einzelnen einzugehen.
Aus dieser Uebersicht geht hervor, dass die Zahl der Beschwerden in 1897 gegenüber der in 1893 den nämlichen Zuwachs von etwa 40 Proc. zeigt, wie ihn die entsprechende Zahl der Anmeldungen gegenüber gezeigt hat. Das Verhältniss der Beschwerdeeinlegungen zu den Anmeldungen stellt sich daher allgemein wie 1 : 8. Das Verhältniss der Beschwerdeeinlegungen zu den erstinstanzlichen Beschlüssen der Anmeldeabtheilungen ist dagegen ein höheres, da ein nicht unerheblicher Theil der Anmeldungen bereits, bevor er zum Beschlusse in den Anmeldeabtheilungen gelangte, durch Vorbescheid, Zurücknahme oder in anderer Weise zur endgültigen Erledigung gelangt. Man wird annehmen dürfen, dass etwa jeder fünfte oder sechste Beschluss der Anmeldeabtheilungen zur Beschwerde führt. Was den Erfolg dieses Rechtsmittels anlangt, so betrugen die auf Abweisung lautenden Beschlüsse der Beschwerdeabtheilungen:
1894 | 62,89 | Proc. | aller | Beschwerden |
1895 | 67,60 | „ | „ | „ |
1896 | 69,65 | „ | „ | „ |
Diese Zahlen weisen eine langsame Steigerung der Abweisungen auf, welche im J. 1896, dem letzten für die Statistik zugänglichen, nahezu 70 Proc. erreicht haben. Von 50 bis 60 Beschlüssen der Anmeldeabtheilungen führen also 3 zu einer anderweiten Beurtheilung in der Beschwerdeinstanz. Diese anderweite Beurtheilung bedeutet übrigens nicht immer die Anerkennung eines Irrthums der ersten Instanz oder einen bleibenden Erfolg des Beschwerdeführers. In ersterer Hinsicht ist zu beachten, dass zu den anerkannten Beschwerden auch diejenigen Fälle gehören, in welchen der Beschwerdeführer sich erst in der Beschwerdeinstanz zum Eingehen auf die als berechtigt anerkannten Forderungen der ersten Instanz hinsichtlich der Theilung der Anmeldungen, der Beschränkung der Ansprüche und ähnliches versteht. Rechnet man die Zahl dieser statistisch bislang nicht controlirten Fälle von der Zahl der als anerkannt bezeichneten Beschwerden ab, so dürften sich diese um etwa 5 Proc. verringern, so dass ungefähr ein Viertel aller Beschwerden als erfolgreich zu betrachten wäre.
Ausserdem kommt in Betracht, dass von den auf Beschwerde bekannt gemachten Anmeldungen führten:
insgesammt | zur Ertheilung | zur Versagung | |
1894 | 419 | 378 | 41 |
1895 | 410 | 378 | 32 |
1896 | 376 | 345 | 31 |
––––– | ––––– | ––––– | |
1205 | 1101 | 104 |
Es ergibt sich also, dass in 9 Proc. der Fälle, in welchen eine Anmeldung auf Beschluss der Beschwerdeabtheilungen bekannt gemacht worden ist, diese Bekanntmachung doch schliesslich zur Versagung des Patentes geführt hat.
Schliesslich ist zu bemerken, dass von den Beschwerden gegen den Abweisungsbeschluss (§ 22 des Pat.-Ges.) 28 Proc., von denen gegen den Versagungsbeschluss 37 Proc. anerkannt sind.
Aus der Gesammtsumme von 1980 Nichtigkeitsanträgen, welche im Laufe von 20 Jahren gestellt sind, ergibt sich, dass jedes 48. bis 49. Patent angefochten ist. Fast ein Drittel aller Klagen erledigt sich durch Zurücknahme vor der Entscheidung. Von den bisher rechtskräftig gewordenen 1240 Entscheidungen lauteten 47 Proc. auf Abweisung, 30 Proc. auf gänzliche und 23 Proc. auf theilweise Vernichtung. Fast jede dritte Entscheidung des Patentamtes wird mit der Berufung angegriffen, in der überwiegenden Anzahl der Fälle aber ohne Erfolg.
Von den im J. 1897 auf ganze oder theilweise Vernichtung lautenden Urtheilen stützte sich die Entscheidung in 14 Fällen auf druckschriftliche Veröffentlichung, in 5 Fällen auf Collision mit einem bestehenden anderweiten Patentrechte, in je 7 bezieh. 6 Fällen auf offenkundige Vorbenutzung und Verneinung des Vorliegens einer Erfindung und in 1 Falle auf widerrechtliche Entnahme.
Auf je 587 ertheilte Patente entfällt ein Zurücknahmeantrag. Durchgeführt ist das Verfahren nur in 86 Fällen und es hat nur in 41 Fällen Erfolg gehabt. Die Zurücknahme ist bisher stets nur auf Grund des § 11 Ziffer 1 des Pat.-Ges., noch niemals auf Grund des § 11 Ziffer 2 l. c. ausgesprochen.
Die Zahl der Einsprüche ist seit 1893 in beständigem Sinken begriffen; ebenso die Zahl der Patentanmeldungen, gegen welche Einspruch erhoben worden ist. Im letzten Jahrfünft erfuhr im Durchschnitte jede siebente bekannt gemachte Anmeldung Einspruch, zum Theil von mehreren Seiten und unter mehreren verschiedenen Gesichtspunkten. Noch nicht der vierte Theil der durch Einsprüche angegriffenen Anmeldungen führte zur völligen Versagung des Patentes.
Von den Einsprechenden sind in die Beschwerdeinstanz gegangen:
1894 | 246 |
1895 | 250 |
1896 | 247 |
Von den im J. 1897 endgültig erledigten 16509 Anmeldungen sind erledigt
durch Vorbescheid | 1947, | rund | 11,8 | Proc. |
durch abweisenden oder versagen- den Beschluss der Anmeldeabthei- lungen |
5779 |
„ |
35,0 |
„ |
durch Beschluss der Beschwerde- abtheilungen |
1259 |
„ |
7,6 |
„ |
durch Patentertheilung | 5440 | „ | 33,0 | „ |
durch andere Art (Verzicht u.s.w.) | 2084 | „ | 12,6 | „ |
Die Zahl der Gebrauchsmusteranmeldungen stieg von 19090 im J. 1896 auf 21329 im J. 1897, so dass insgesammt 95592 Gebrauchsmuster zur Anmeldung gelangten.
Der Gebrauchsmusterschutz erfreut sich einer stetig wachsenden Beliebtheit. Mit Rücksicht auf seine Bestimmung für im Modelle darstellbare Gebrauchsgegenstände ist es natürlich, dass die Klassen der Chemischen Industrie (12, 22 und 75), welche im Patentwesen eine so hervorragende Rolle spielen, im Gebrauchsmusterwesen nahezu verschwinden und insgesammt nur mit 453 Anmeldungen vertreten sind. Auf der anderen Seite erscheinen fünf Klassen in der nämlichen Bedeutung für das Gebrauchsmusterwesen wie für das Patentwesen. Es sind dies die Klassen:
Hauswirthschaftliche Geräthe (34) mit insgesammt |
10283 |
Anmeldungen |
Instrumente (42) mit insgesammt | 3062 | „ |
Sattlerei, Wagenbau, Fahrräder (63) mit insgesammt |
5137 |
„ |
Schankgeräthe (64) mit insgesammt | 3323 | „ |
Sport (77) mit insgesammt | 3369 | „ |
Die Wirthschaftsgegenstände des täglichen Hausgebrauches stellen überhaupt das grösste Contingent aller Anmeldungen mit fast 11 Proc., ihnen schliesst sich die Fahrradindustrie an, welche insgesammt fast 6 Proc. stellt und sich, entsprechend dem im Patentwesen beobachteten Vorgange, von 204 Anmeldungen in 1892 auf 1920 im J. 1897 aufgeschwungen hat. Mehr als 3000 Anmeldungen haben ausser den oben genannten fünf Klassen noch die ferneren vier zu verzeichnen:
Bekleidungsindustrie (3) insgesammt | 3917 | Anmeldungen |
Gesundheitspflege (30) insgesammt | 3197 | „ |
Hand- und Reisegeräthe (33) insge- sammt |
3241 |
„ |
Land- und Forstwirtschaft (45) ins- gesammt |
3733 |
„ |
Diese neun Klassen zusammen; in welchen sich vorwiegend die kurzlebigen Formenneuerungen an Modellen vereinigen, haben 41 Proc. aller Anmeldungen gestellt. 19 fernere Klassen zählen mehr als 1000 Anmeldungen, 43 weniger als 500 und 18500 bis 1000 Anmeldungen.
Die Zahl der Waarenzeichenanmeldungen ist in den drei Kalenderjahren 1895, 1896, 1897 mit bezieh. 10736, 10882 und 10477 Anmeldungen nahezu gleich geblieben. Da der Antheil der zur Uebertragung aus den gerichtlichen Rollen angemeldeten Zeichen hieran ein stetig abnehmender ist, so ist bis jetzt die Zahl der Neuanmeldungen im stetigen, langsamen Steigen begriffen.
In den einzelnen Waarenklassen zeigt die Veränderung der Zahl der Anmeldungen ein recht verschiedenes Bild. Die Kl. 4 (Beleuchtungs- u.s.w. Geräthe), 14 (Garne), 23 (Maschinen), 26 c (Colonialwaaren), 27 (Papier) und 42 (Sammelwaaren) ergeben wie die Gesammtzahl eine im Wesentlichen gleichbleibende Zahl von Anmeldungen. Ein ziemlich stetiges, theilweise starkes Anwachsen der Anmeldungen ergibt sich für die Kl. 2 (Arzneimittel), 10 (Fahrräder), 22 (Apparate), 25 (Musikinstrumente), 26 d (Zuckerwaaren), 34 (Parfümerien) und 38 (Tabakwaaren). In den Kl. 9 (Metallwaaren), 11 (Farbwaaren), 16 (Getränke), 32 (Schreibgeräthe) und 36 (Zündwaaren) macht sich eine theilweise erhebliche Abnahme bemerklich.
Vielfach liegt eine grössere Anzahl Anmeldungen für einen und denselben Geschäftsbetrieb vor. So haben im Ganzen 45 Firmen jede mehr als 50 Anmeldungen eingereicht, davon sind 5 (1 Anilinfabrik, 1 Tabakfabrik, 1 Bleistiftfabrik und 2 Exportgeschäfte) mit 100 bis 200 und 2 (2 Anilinfabriken) mit mehr als 200 Anmeldungen betheiligt. Von den 42876 überhaupt zur Anmeldung gelangten Waarenzeichen sind zu Ende des Berichtsjahres 38844 endgültig erledigt, hiervon 28387 (73 Proc.) durch Eintragung, 10457 (27 Proc.) durch Abweisung oder Zurücknahme. Die Zahl der Eintragungen ist in stetigem Abnehmen begriffen, während die Abweisungen und Zurückziehungen ein entsprechend stetiges Zunehmen aufweisen. So wurden von je 100 im J. 1894 überhaupt erledigten Anmeldungen 93 durch Eintragung erledigt, 1895 entfielen 85, 1896 nur 71 und 1897 nur 59 Eintragungen auf 100 überhaupt erledigte Anmeldungen. Dies ist theils darauf zurückzuführen, dass zu Anfang fast nur die eintragungsreifen Sachen sogleich zur Erledigung gelangen konnten, theils darauf, dass neue Anmeldungen um so leichter mit älteren Zeichen in Collision gerathen, je mehr Zeichen eingetragen stehen.
Von den Zeichen des alten Rechts sind bis zum Ende des Berichtsjahres 10077 zur Eintragung gekommen, d. i. nahezu die Hälfte der bei Inkrafttreten des neuen Gesetzes noch nicht gelöschten alten Zeichen. Bei der Uebertragung ist in 183 Fällen dem Patentamte gegenüber der Nachweis geführt, dass das Zeichen seiner Zeit auf Grund eines vor dem Jahre 1875 liegenden landesgesetzlichen Schutzes eingetragen war. Hiervon entfallen 61 Zeichen auf Rheinland-Westfalen und betreffen Eisen- und Stahlwaaren, 33 Zeichen entfallen auf Bayern und 89 auf Elsass-Lothringen. Die Zahl der landesgesetzlich geschützten Zeichen ist ohne Zweifel grösser, der Nachweis ist im Allgemeinen nur dann geführt, wenn ohne einen solchen der Eintragung Schwierigkeiten entgegenstanden.
Fasst man einzelne grössere Industriegruppen zusammen, so ergeben sich folgende Ziffern:
Waarengruppe |
Eintragungen | Abweisungen und Zurückziehungen | Von je 100 erledigten Anmeldung sind Ein- tragungen |
||||||||
im Jahre | Zu- sammen |
im Jahre | Zu- sammen |
||||||||
1894 | 1895 | 1896 | 1897 | 1894 | 1895 | 1896 | 1897 | ||||
A. Nahrungs- und Genuss- mittel B. Metallwaaren C. Textilwaaren D. Chemische Industrie E. Sonstige Waaren |
542 401 109 238 206 |
3504 2601 1259 2600 994 |
3439 1377 896 2144 1025 |
2741 1240 570 1711 790 |
10226 5619 2834 6693 3015 |
37 30 17 10 18 |
814 398 186 411 135 |
1305 574 276 969 428 |
1940 951 349 1083 526 |
4096 1953 828 2473 1107 |
71 74 77 73 73 |
Insgesammt | 1496 | 10958 | 8881 | 7052 | 28387 | 112 | 1944 | 3552 | 4849 | 10457 | 73 |
Bei den Eintragungen ist es von Interesse, die Zeichen des alten Rechts (die Uebertragungen) von den neu zur Anmeldung gelangten Zeichen zu trennen und den Antheil zu ersehen, den die erst durch das neue Gesetz zugelassenen reinen Wortzeichen an den Eintragungen haben. Für die vorgenannten Waarengruppen ergeben sich die folgenden Zahlen:
Waarengruppe |
Eintragungen | Von 100 Ein- tragungen sind neue Zeichen |
||||
Alte Zeichen |
Neue Zeichen | Ueber- haupt |
||||
Bild |
Wort |
Zu- sammen |
||||
A. Nahrungs- und Genussmittel B. Metallwaaren C. Textilwaaren D. Chemische In- dustrie E. Sonstige Waaren |
2855 2414 1432 2373 1003 |
4687 1963 1121 2401 1277 |
2684 1242 281 1919 735 |
7371 3205 1402 4320 2012 |
10226 5619 2834 6693 3015 |
72 57 49 65 66 |
Zusammen | 10077 | 11449 | 6861 | 18310 | 283871 | 65 |
Hiernach belauft sich der Antheil der neuen Zeichen an den Eintragungen überhaupt bei den Nahrungs- und Genussmitteln bereits auf 72 Proc., während er bei den Metallwaaren nur 57, bei den Textilwaaren gar nur 49 Proc. beträgt. Bei diesen beiden Waarengruppen erscheint sonach bis jetzt, da die Abweisungen verhältnissmässig nicht viel höher sind, das Bedürfniss nach der Wahl neuer Zeichen ein relativ geringeres zu sein. Die reinen Wortzeichen vertheilen sich auf die einzelnen Jahre wie folgt:
Waarengruppe |
Neue Wortzeichen | Von 100 Neu- eintragungen sind Wortzeich. |
||||
1891 |
1895 |
1896 |
1897 |
Insge- sammt |
||
A. Nahrungs- und Genussmittel B. Metallwaaren C. Textilwaaren D. Chemische In- dustrie E. Sonstige Waaren |
91 72 5 39 53 |
573 357 47 431 150 |
993 365 99 704 290 |
1027 448 130 745 242 |
2684 1242 281 1919 735 |
36 39 20 45 37 |
Zusammen | 260 | 1558 | 2451 | 2592 | 6861 | 37 |
Die Zahl der Löschungen hat bisher nur die geringe Höhe von 259, also nicht ganz 1 Proc. der Eintragungen, erreicht. Da bei Waarenzeichen Erneuerungsgebühren erst 10 Jahre nach der Anmeldung fällig werden, so kommen Löschungen wegen Nichtzahlung der Gebühren jetzt noch nicht in Frage.
Insgesammt wurden ohne Eintragung erledigt 2154 alte, 4281 neue Bild- und 4022 neue Wortzeichen. Da diesen Zahlen an Eintragungen gegenüberstehen 10077 alte, 11449 neue Bild- und 6861 neue Wortzeichen, so ergibt sich, dass von 100 Uebertragungsanmeldungen 18 abgewiesen oder zurückgenommen sind, während von 100 erledigten Neuanmeldungen 31, von 100 neuen Bildzeichen 27, von 100 neuen Wortzeichen 37 ohne Eintragung erledigt wurden. Der grosse Procentsatz der Abweisungen bei den Wortzeichen erklärt sich daraus, dass zu den sonstigen Gründen für die Versagung noch besondere, nur für Wortzeichen |159| geltende Gründe hinzutraten. Die geringe Zahl der Abweisungen bei Uebertragungsanmeldungen ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass bei der geringen Zahl der vorher eingetragenen Zeichen die Abweisung wegen Collision seltener vorkommt. Von den Abweisungen und Zurücknahmen entfallen die meisten, 5139, also 49 Proc., auf Uebereinstimmung mit älteren Zeichen. Der Antheil dieser Erledigungen betrug im J. 1894: 27 Proc., 1895: 36 Proc., 1896: 52 Proc. und 1897: 53 Proc.; er ist stetig angestiegen und wird auch in Zukunft voraussichtlich nicht zurückgehen, da mit dem Anwachsen der Eintragungen auch die Gefahr, ein einem bestehenden ähnliches Zeichen zu wählen, zunehmen muss.
Die Abweisungen und Zurücknahmen wegen Uebereinstimmung vertheilen sich ziemlich genau so auf die fünf Gruppen, wie die Eintragungen. Während von 100 Eintragungen auf die einzelnen Gruppen entfallen 36, 20, 10, 23, 11 Eintragungen, kommen auf Abweisungen und Zurücknahmen wegen Uebereinstimmung von je 100: 35, 23, 9, 22, 11. Erhebliche Abweichungen zeigt dagegen der Antheil der Wortzeichen an den wegen Collision abgewiesenen und zurückgenommenen neuen Zeichen gegenüber dem entsprechenden Antheile bei den Eintragungen. Während von 100 Neueintragungen in den einzelnen Gruppen der Reihe nach 36, 39, 20, 45, 37 Wortzeichen sind, fallen von je 100 Abweisungen und Zurücknahmen neuer Zeichen wegen Uebereinstimmung auf Wortzeichen 36, 26, 15, 26, 18. Mit Ausnahme der Nahrungs- und Genussmittel ist also der Antheil ein durchweg geringerer, was durch das bisherige erhebliche Uebergewicht der reinen Bildzeichen in den meisten Klassen zu erklären ist.
An den Abweisungen und Zurückziehungen sind weiterhin die wegen Freizeicheneigenschaft mit 999 betheiligt.
Das kaiserl. Patentamt hat bis zu Ende des Berichtsjahres in 396 Fällen Freizeichen als solche veröffentlicht und damit seit 1896 den Anfang geliefert zu einer Freizeichenrolle, wie sie vom Verkehre dringend begehrt ist.
Ganz besonders tritt die starke Betheiligung der Zeichen für Nahrungs- und Genussmittel hervor, unter denen wieder die Tabakindustrie mit allein 157 Zeichen den ersten Rang einnimmt.
In ähnlicher Weise vertheilen sich auch die 999 überhaupt wegen Freizeicheneigenschaft abgewiesenen oder zurückgezogenen Waarenzeichen auf die fünf Waarengruppen:
Waarengruppe |
Abweisungen und Zurücknahme wegen Freizeicheneigenschaft |
Auf 1000 Ein- tragungen kommen Ab- weisungen wegen Freizeichen |
||||
Alte Zeichen |
Neue Zeichen | Ueberhaupt |
||||
Bild | Wort | Zusammen | ||||
A. Nahrungs- und Genussmittel B. Metallwaaren C. Textilwaaren D. Chemische Industrie E. Sonstige Waaren |
278 45 5 23 14 |
143 27 6 48 21 |
197 33 2 118 39 |
340 60 8 166 60 |
618 105 13 189 74 |
61 19 5 28 24 |
Insgesammt | 365 | 245 | 389 | 634 | 999 | 35 |
Namentlich in der Textilindustrie sind Abweisungen dieser Art nur selten vorgekommen. Auffallend ist auch das starke Hervortreten von Wortzeichen in dieser Kategorie der Abweisungen. Indessen ist zu berücksichtigen, dass ein Schutz für Wortzeichen bis zum Jahre 1894 überhaupt nicht bestand. Da die Verwendung derselben aber trotzdem in manchen Klassen in grossem Umfange erfolgte, so war hier die Freizeichenbildung im Wesentlichen ungehemmt und naheliegend.
Eine Löschung von Amtswegen ist in 151 Fällen bis zum Ende des Berichtsjahres angeordnet worden. Auf je 1000 Eintragungen kommen 5 Löschungen von Amtswegen. In 108 Fällen erfolgte die Löschung auf Antrag des Inhabers nach einer Gerichtsentscheidung oder ohne eine solche. Unter den von Amtswegen gelöschten Zeichen wurde die grössere Hälfte (80) nachträglich als Freizeichen erkannt. Unter den gelöschten Zeichen überhaupt sind 48 des alten Rechts, von denen aber nur 17 von Amtswegen gelöscht wurden. Von den 211 gelöschten neuen Zeichen sind nur 75 (d.h. 36 Proc) Bildzeichen, die übrigen 136 (64 Proc.) stellen reine Worte dar. Das bedeutende Ueberwiegen der Wortzeichen, welches noch mehr hervortritt, wenn man die von Amtswegen gelöschten Zeichen allein berücksichtigt, erklärt sich in erster Linie daraus, dass eine Anzahl von Löschungsgründen nur für Wortzeichen in Betracht kommt. Uebrigens sind auch unter den 69 als Freizeichen gelöschten neuen Zeichen 52 (77 Proc) Wortzeichen.
Vertheilt man die Löschungen auf die Waarengruppen, so ergibt sich, dass 110 auf Nahrungs- und Genussmittel, 51 auf Metallwaaren, 10 auf Textilwaaren, 43 auf chemische Producte und 45 auf sonstige Waaren entfallen.
Die Betheiligung der einzelnen Länder an der Erfindungsthätigkeit hat sich im Allgemeinen im früheren Rahmen gehalten.
Es fielen im J. 1897 auf:
Patente |
Gebrauchs- muster |
Waaren- zeichen |
|
Preussen | 2218 | 11591 | 3410 |
(Berlin) | 642 | 3603 | 817 |
Bayern | 255 | 1841 | 565 |
Sachsen | 396 | 2841 | 605 |
Württemberg | 94 | 724 | 163 |
Deutschland | 3457 | 17492 | 6507 |
Belgien | 84 | 27 | 22 |
Frankreich | 293 | 82 | 126 |
England | 424 | 193 | 117 |
Italien | 34 | 12 | 2 |
Oesterreich-Ungarn | 254 | 489 | 106 |
Russland | 55 | 33 | 2 |
Schweiz | 83 | 169 | 47 |
Vereinigte Staaten Amerikas | 537 | 672 | 46 |
Ausland im Ganzen | 1983 | 1791 | 545 |
Die Einnahmen des Patentamtes stiegen im J. 1897 auf 362095 M. Patentanmeldegebühren, 46060 M. Beschwerdegebühren, 2880750 M. Patentgebühren, 17350 M. Patentzuschlaggebühren, 295385 M. Gebrauchsmusteranmeldegebühren, 151320 M. Verlängerungsgebühren, 239070 M. Waarenzeichenanmeldegebühren, insgesammt neben verschiedenen Einnahmen auf 4024270 M. Dieser Einnahme steht eine Ausgabe von 1692262 M. gegenüber, worunter allein die Herstellung der Veröffentlichungen (Patentschriften) mit 194402 M. zu vermerken ist.
In den Auslegestellen verkehrten im Durchschnitte täglich 235 Personen gegen 233 im Vorjahre.
Mg.
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